Salmo & Onco
Lachsgeschichten
Salmo & Onco Dyhrberg Lachsgeschichten Ostern
Onco hielt das Ei zwischen Zeigefinger und Daumen, drehte es hin und her, um es zu begutachten. Ihm schien sein eigenes Kunstwerk auf dem Osterei zu gefallen. «Ein weisses, rohes Ei mit Gräsern und Kräutern, die vorher mit etwas Eiklar befeuchtet worden waren, auf das Ei kleben, sorgfältig in einem Damenstrumpf einschnüren und so im Zwiebelschalenwasser kochen».
Salmo: «Jaja, die alten Ostereierfärbmethoden sind immer noch am schönsten, ich weiss, du selbstverliebtes Muttersöhnchen.»
Onco: «Kannst du nicht mal einen Satz nett zu Ende bringen? Bitte? Du Piesepambel.»
Salmo: «Hä? Piesewas?»
Onco: «Schafsnase, Mondkalb, Hornochse, Hammel. Synonyme für Einfaltspinsel oder Bezirkstrottel.»
Salmo: «Danke.»
Onco. «Gern geschehen. Was hast Du da eigentlich für zwei Pakete Papier dabei? Dieses Mal zwei Lachsseiten? Räuchere mir ja nicht wieder die Küche aus wie letzte Weihnachten.»
Salmo: «Ne, dieses Mal ganz simpel und unaufgeregt eine kaltgeräucherte Lachsseite, dafür allerdings die Beste, die es gibt...»
Onco: «Oh ja, Rauchlachs, fein aufgeschnitten, garniert mit Zwiebelringen und Kapern.»
Salmo: «Bist Du dem Wahnsinn anheimgefallen, du Dolm?»
Onco: «Dolmwas?»
Salmo: «Dussel, Karnickel, Ross, Schaf ... ebenfalls Synonyme für Grützköpfe wie Dich. Zwiebelringe auf Rauchlachs, du solltest Dich was schämen, du kannst auch Cola in den Rotwein schütten.
Onco: «Hä? Zwiebelringe sind doch üblich?»
Salmo: «Selbstverständlich! Den Rotfusel im Tetrapack kannst Du ja auch mit Cola strecken. Und wenn du bei einer Billigairline einen Billiglachs serviert bekommst, brauchst du eine Menge Zwiebeln und einen Berg Kapern. Dieser Lachs wird aus Lachsabfällen mit dem Grundriss der Plastik-Airline-Teller in zwei Meter lange Stangen gepresst, schockgefroren, im Flüssigrauch gebadet und zum Trocknen aufgehängt. En Guete.»
Onco: «Und was ist das für Lachs in den zwei Paketen?
Salmo: «Der beste Rauchlachs der ältesten Lachsräucherei der Schweiz. Du magst wohl der Eierfärberweltmeister und Mamis Liebling sein, doch vom Essen hast du keinen blassen Dunst.»
Onco: «Und wenn Du jetzt noch die Güte haben mögest, dem Banausen die Sache mit dem besten Lachs zu erklären, bevor die Eier grün anlaufen...»
Salmo: «Das Zerlegen, Salzen und Würzen von Fischen ist das eine, doch das Kalträuchern ist eine Kunst. Die Temperatur des Rauches, der aus dem verglühenden Sägemehl aufsteigt ist zwischen 15 und 28° Celsius über Stunden und Tage korrekt zu halten, damit der Fisch darin reifen kann, ist Kunsthandwerk. Und davon erzählt das Produkt, insbesondere die Rauchhaut.
Onco: «Rauchhaut? Ich habe noch nie irgendwo irgendeine Haut an einem Räucherlachs gesehen?
Salmo: «Eben. Die Rauchhaut wird heute schon in der Räucherei weggeschnitten, die Räucherei möchte sich und ihre Produkte ja verständlicherweise nur im schönsten Kleid präsentieren. In einem Pack ist deshalb eine Rauchlachsseite in voller Pracht direkt aus dem Ofen von Dyhrberg und im anderen Paket ein gutes altes Lachsschneidebrett, vorne bestückt mit einem Lachskopf aus Silber und hinten mit der Schwanzflosse aus Silber. Früher wurde der Lachs in Restaurants ganz nature auf das Brett gelegt und vor dem Gast pariert, prepariert und geschnitten. Arbeiten am Tisch ist eben auch ein Handwerk.
Onco: «Aha, du Prahlhans, wo hast du den Lachs her?
Salmo: «So vorbestellt und abgeholt bei Dyhrberg in Balsthal. Ich benötigte etwas Überredungskunst.»
Onco: «Schnorren kannst du gut. Aber du bist extra für eine Rauchlachsseite nach Balsthal gefahren?
Salmo: «Nicht für eine Lachsseite, für Dich und Mami.
Onco: «Ha! Ich wusste es, du bist ein Emocore.
Salmo: «Hä? Emowas?»
Onco: «Emotional Hardcore. Harte Schale, weicher Kern.»